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  • James Burton

    James Burton

    James Edward Burton (* 21. August 1939 in Dubberly, Louisiana) ist ein US-amerikanischer Gitarrist und einer der einflussreichsten Musiker in der Geschichte des Rock ’n‘ Roll und der Country-Musik. Bekannt als „Master of the Telecaster“, spielte Burton eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Country-Rock und beeinflusste Generationen von Gitarristen. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er mit zahlreichen prominenten Künstlern zusammen, darunter Elvis Presley, Ricky Nelson und Emmylou Harris.

    Frühes Leben und musikalische Einflüsse

    James Burton wurde in Dubberly geboren und wuchs in Shreveport, Louisiana, auf, einem Ort, der für seine musikalische Szene bekannt war. Schon in jungen Jahren zeigte er ein außergewöhnliches Interesse an der Musik. Burtons frühe Kindheit war geprägt von dem Wunsch, Schlagzeug zu spielen, und er trommelte oft auf improvisierten Instrumenten. Seine Eltern erkannten seine musikalische Begabung und kauften ihm seine erste Akustikgitarre. Schnell entwickelte sich Burton zum Autodidakten und perfektionierte sein Spiel, indem er Songs nach Gehör lernte und sich an den Klängen orientierte, die damals im Radio liefen.

    Als Vorbilder dienten ihm Gitarristen wie Chet Atkins und Chuck Berry sowie Bluesmusiker wie Elmore James und Bo Diddley. Diese Mischung aus Country und Blues prägte Burtons einzigartigen Stil. Seine schnelle Auffassungsgabe und sein Gespür für Rhythmus und Melodie machten ihn schnell zu einem begehrten Gitarristen in der Region. Bereits im Alter von 14 Jahren begann er, professionell zu spielen und begleitete verschiedene lokale Künstler bei Auftritten in Shreveport und Umgebung. Sein Talent fiel auf, und bald war er Mitglied der Hausband der Radioshow „Louisiana Hayride“, die als Sprungbrett für viele Künstler diente und aus dem Municipal Auditorium gesendet wurde. Hier spielte er mit Country-Größen wie David Houston, George Jones, Billy Walker und Johnny Horton zusammen.

    Aufstieg mit Ricky Nelson

    1957 nahm Burtons Karriere eine neue Wendung, als er vom Teenager-Idol Ricky Nelson für dessen Band engagiert wurde. Diese Zusammenarbeit sollte sich als äußerst erfolgreich erweisen und Burton in der Musikszene etablieren. Nelsons Musik war stark vom Rock ’n‘ Roll und Country beeinflusst, und Burtons charakteristischer Gitarrensound prägte viele der Hits dieser Ära. Die Songs „Hello Mary Lou“ und „Travelin‘ Man“ zeigen Burtons präzise, dynamische Gitarrenarbeit und machten ihn zu einem gefragten Musiker.

    Während dieser Zeit entwickelte Burton den sogenannten „chicken pickin’“-Stil, der durch schnelle, perkussive Töne und die Verwendung eines Plektrums sowie der Finger charakterisiert ist. Dieser Stil war neu und einzigartig und wurde bald zum Markenzeichen der Country- und Rockabilly-Musik. Ricky Nelsons Songs und Burtons Gitarrenarbeit beeinflussten eine ganze Generation von Gitarristen und Musikliebhabern.

    Burtons Zusammenarbeit mit Nelson brachte ihm auch den Zugang zur wachsenden Hollywood-Musikszene, und er wurde zunehmend als Session-Gitarrist für Film- und Fernsehproduktionen gebucht. Sein markanter Klang und seine Fähigkeit, schnell zu arbeiten, machten ihn in der Szene unverzichtbar. Burton blieb bis Mitte der 1960er Jahre ein fester Bestandteil von Nelsons Band, bevor er sich neuen musikalischen Herausforderungen zuwandte.

    James Burton und Ricky Nelson in der Sendung "The Adventures of Ozzie and Harriet" im Jahr 1952
    James Burton und Ricky Nelson in der Serie „The Adventures of Ozzie and Harriet“ im Jahr 1952

    Zusammenarbeit mit Elvis Presley: Die TCB-Band

    1969 erhielt Burton ein Angebot, das seine Karriere auf ein neues Level heben sollte: Elvis Presley lud ihn ein, die Leitung seiner neuen Begleitband zu übernehmen. Presley plante ein Comeback und wollte eine feste Band, die sowohl im Studio als auch bei seinen legendären Live-Auftritten auftreten konnte. Burton nahm das Angebot an und wurde Bandleader der TCB-Band (Taking Care of Business), einer Gruppe hochkarätiger Musiker, die Elvis bis zu seinem Tod im Jahr 1977 begleiteten.

    Burton und Presley entwickelten eine enge musikalische Beziehung. Elvis schätzte Burtons Spielweise so sehr, dass er ihn oft mit dem Satz „Play it, James!“ zu Gitarrensoli ermutigte. Burtons Gitarrenarbeit ist auf vielen der berühmtesten Elvis-Aufnahmen der späten 1960er und 1970er Jahre zu hören, darunter „Suspicious Minds“, „Burning Love“ und „Kentucky Rain“. Sein präzises, rhythmisches Spiel verlieh den Songs eine unverwechselbare Note und trug maßgeblich zum Erfolg von Elvis‘ Comeback bei.

    Mit der TCB-Band tourte Burton durch die Vereinigten Staaten und spielte in ausverkauften Arenen und großen Konzerthallen. Die Zusammenarbeit mit Presley verschaffte Burton internationalen Ruhm und festigte seinen Status als einer der besten Gitarristen seiner Generation.

    James Burton und Elvis Presley im International Hotel, Las Vegas im Jahr 1970
    James Burton und Elvis Presley im International Hotel, Las Vegas im Jahr 1970

    Arbeit als Session-Musiker und Zusammenarbeit mit anderen Künstlern

    Neben seiner Arbeit mit Ricky Nelson und Elvis Presley war James Burton ein gefragter Session-Gitarrist und arbeitete mit zahlreichen Größen der Musikszene zusammen. Sein Talent und seine Vielseitigkeit machten ihn zum idealen Partner für Studioaufnahmen, und er arbeitete unter anderem mit Künstlern wie Frank Sinatra, Dean Martin, Johnny Cash, Merle Haggard, Roy Orbison und Emmylou Harris zusammen.

    Ein herausragendes Beispiel dafür ist sein Gitarrensolo auf Dale Hawkins’ Hit Susie Q aus dem Jahr 1957. Ursprünglich hatte Burton das Stück als Instrumental komponiert, bevor Hawkins den Songtext dazu schrieb. Trotz seines maßgeblichen Beitrags erhielt Burton jedoch weder Anerkennung noch Tantiemen für Susie Q. Dennoch ging der Song in die Musikgeschichte ein und wurde später in die Liste der „500 Songs, die Rock and Roll prägten“ der Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Dies unterstreicht Burtons frühen Einfluss auf das Genre – auch wenn er offiziell nicht für seine Rolle gewürdigt wurde.

    In den 1970er Jahren schloss sich Burton der Hot Band von Emmylou Harris an, einer Gruppe talentierter Musiker, die Harris‘ einzigartigen Stil zwischen Country und Folk prägten. Burtons Spiel brachte einen besonderen Klang in die Musik von Harris, und seine Gitarrenarbeit auf Alben wie „Elite Hotel“ und „Luxury Liner“ ist bis heute hoch angesehen.

    James Burton arbeitete auch mit John Denver, dem bekannten amerikanischen Singer-Songwriter, und spielte auf mehreren seiner Alben. Später, in den 1980er Jahren, war Burton zudem auf Tournee mit dem britischen Musiker Elvis Costello, was die Vielseitigkeit seines Spiels und seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Musikstile unterstrich.

    Stil und technische Innovation: Der Meister der Telecaster

    James Burtons bevorzugtes Instrument ist die Fender Telecaster, die er zu einem seiner Markenzeichen gemacht hat. Die Telecaster ist bekannt für ihren klaren, scharfen Klang, der perfekt für Burtons perkussiven und schnellen „chicken pickin’“-Stil geeignet ist. Ein besonderes Merkmal seines Spiels ist das sogenannte „B-Bending“, bei dem der Gitarrist die Saiten zieht, um eine glattere Tonhöhe zu erzeugen.

    Burtons Spielstil zeichnet sich durch präzises Picking und den Einsatz von Hybrid-Picking-Techniken aus, bei denen Plektrum und Finger kombiniert werden. Diese Techniken ermöglichen ihm eine hohe Geschwindigkeit und Vielseitigkeit und haben viele Gitarristen beeinflusst. Burtons Techniken sind zu einem Standard im Country- und Rock-Bereich geworden, und sein Einfluss ist in der Musik zahlreicher Künstler hörbar.

    Neben der Telecaster verwendet Burton auch spezielle Gitarreneffekte und Verstärker, um seinen Sound zu kreieren. Im Laufe der Jahre arbeitete er mit verschiedenen Herstellern zusammen, um Instrumente und Geräte zu entwickeln, die seinen Spielstil unterstützen. Sein Signature-Modell der Fender Telecaster ist ein beliebtes Instrument für Gitarristen, die seinen Sound und Stil nachempfinden möchten.

    Späte Karriere von James Burton

    In den späteren Jahren seiner Karriere arbeitete James Burton mit Künstlern wie John Denver, Merle Haggard, Rodney Crowell und Emmylou Harris. 1986 begann er mit Elvis Costello an dessen Album King of America zu arbeiten und begleitete ihn in den nächsten zehn Jahren bei verschiedenen Projekten und Tourneen. 1988 trat Burton bei dem vielbeachteten Cinemax-Special Roy Orbison and Friends, A Black and White Night auf, das zu einem Meilenstein der Musikgeschichte wurde. Zwei Jahre später kehrte Burton endgültig in seine Heimatstadt Shreveport zurück.

    Zwischen 1998 und 2013 spielte Burton Lead-Gitarre bei Elvis: The Concert, einem Konzertformat, das ehemalige Mitglieder der TCB-Band und Elvis‘ langjährigen Orchesterleiter Joe Guercio vereinte und die Musik aus Elvis‘ Konzertjahren (1969–1977) lebendig hielt.

    Im Herbst 2004 nahm Burton das Album Matt Lucas-Back in the Saddle Again auf, das Rockabilly und Country vereinte und 2006 von Ten O Nine Records veröffentlicht wurde.

    2005 gründete Burton das jährliche James Burton International Guitar Festival in Shreveport, um Gelder für seine wohltätige Stiftung zu sammeln. Das Festival zieht bis heute bekannte Musiker und Musikliebhaber an und findet im Red River District von Shreveport statt.

    Für seine Verdienste um die Musik wurde Burton 2007 als Mitglied der L.A. Session-Gruppe The Wrecking Crew in die Musicians Hall of Fame and Museum in Nashville aufgenommen. 2008 lud Brad Paisley Burton ein, an seinem Album Play: The Guitar Album mitzuwirken. Burton spielte auf dem Instrumentalstück „Cluster Pluck“, zusammen mit weiteren Gitarrenlegenden wie Vince Gill, Steve Wariner, Redd Volkaert, Albert Lee und Brent Mason. Das Stück gewann 2009 bei den Grammy Awards den Preis für die „Beste Country-Instrumental-Darbietung“.

    Am 22. August 2009 wurde James Burton auf seinem eigenen James Burton International Guitar Festival in die Louisiana Music Hall of Fame aufgenommen.

    Am 15. Juli 2010 gab das Rolling Stone Magazine bekannt, dass Burton und Eric Clapton Gitarrenparts für den Song „You Can Have Her“ auf Jerry Lee Lewis’ Album Mean Old Man spielen würden. Burton unterstützte Lewis zudem beim Song „Swinging Doors“ auf demselben Album.

    2011 wurde Burton von Danny Fox, einem Moderator des Radiosenders KWKH, zu einem der „Five Living Legends of Shreveport“ ernannt.

    Am 9. Juni 2012 trat Burton in der Shreveport Municipal Auditorium bei einer Aufführung der Sendung A Prairie Home Companion von Garrison Keillor auf.

    2019 trat die TCB-Band zum ersten Mal seit 2014 wieder für eine neue Elvis-Konzertreihe auf, diesmal zusammen mit dem Royal Philharmonic Orchestra. Die Show kombinierte Elemente der früheren Presley/Philharmonic-Touren (2016-2018) und der TCB-Band-Touren (1997-2014).

    Im März 2020 wurde bekannt, dass Burton zusammen mit dem Produzenten T-Bone Burnett und Jerry Lee Lewis an einem neuen Gospel-Album arbeitete. Dies markierte Burtons Rückkehr ins Studio nach einem Schlaganfall. Bis 2023 war jedoch unklar, ob das Album fertiggestellt wurde, da keine Musik aus diesen Sessions veröffentlicht wurde. Lewis nahm später ein weiteres Gospel-Album mit seinem Cousin Jimmy Swaggart auf, das nicht mit dem Projekt von Burnett und Burton in Verbindung stand.

    2022 und Anfang 2023 musste Burton nach einer Covid-19-Infektion, einer Diagnose von Nierenkrebs und einem gebrochenen Hüftknochen pausieren. Im Juni 2023 führte er eine Gruppe von Gastmusikern im London Palladium bei dem Konzert „James Burton & Friends: One Night Only“ an. Zu den Gästen gehörten Sir Brian May von Queen, Albert Lee, Van Morrison, Jeff „Skunk“ Baxter, Ronnie Wood und Elvis Costello. Im September 2023 trug Burton Aufnahmen zum neuen Album Son of the Mountains von Brad Paisley bei.

    Im Januar 2024 nahm Burton am Tournament of Roses Parade in Pasadena, Kalifornien, teil und war auf einem Louisiana-Motivwagen vertreten. Ebenfalls 2024 wurde er in die Country Music Hall of Fame aufgenommen – eine wohlverdiente Ehrung für sein lebenslanges musikalisches Vermächtnis.

    Auszeichnungen und Anerkennung

    James Burton wurde für seine Beiträge zur Musik vielfach ausgezeichnet. Im Jahr 2001 wurde er in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen – eine Ehrung, die ihm als einem der Pioniere der Rock- und Country-Musik zuteilwurde. Er ist auch Mitglied der Rockabilly Hall of Fame und der Musicians Hall of Fame and Museum, was seine Bedeutung als Musiker unterstreicht. Im Jahr 2024 wurde er zudem in die Country Music Hall of Fame aufgenommen, was seinen langjährigen Einfluss auf die Country-Musik ehrt.

    Sein Einfluss auf die Gitarrenmusik wurde von vielen prominenten Musikern und Gitarristen gewürdigt. Namen wie Keith Richards, Eric Clapton, Jeff Beck und Brad Paisley haben Burton als Inspiration und Vorbild genannt.

    Persönliches und wohltätiges Engagement

    Neben seiner Musikkarriere engagiert sich James Burton auch wohltätig. Mit der Gründung der James Burton Foundation setzt er sich für die musikalische Bildung von Kindern ein. Die Stiftung spendet Gitarren an Schulen und Krankenhäuser und unterstützt Programme, die Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Musik ermöglichen. Burton tritt häufig auf Benefizveranstaltungen auf und engagiert sich aktiv für die Förderung der musikalischen Ausbildung junger Menschen.

    Vermächtnis

    James Burton hat die Musiklandschaft nachhaltig geprägt und ist eine wahre Legende der Gitarrenmusik. Sein unverwechselbarer Stil und seine Vielseitigkeit machten ihn zu einem der einflussreichsten Gitarristen des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeit mit einigen der größten Namen der Musikgeschichte und sein Einfluss auf Generationen von Gitarristen festigten seinen Ruf als „Master of the Telecaster“.

    Bis heute bleibt Burton eine Inspiration für junge Gitarristen weltweit. Seine Techniken, seine Leidenschaft und sein Engagement für die Musik werden weiterleben und seine Bedeutung in der Geschichte des Rock ’n‘ Roll und der Country-Musik für immer festigen.

    Video: James Burton über die Zusammenarbeit mit Elvis

    Fazit: Lebende Legende an der Gitarre

    James Burton ist zweifellos eine der prägendsten Figuren in der Geschichte der Rock- und Country-Musik. Mit seinem unverwechselbaren Stil, geprägt durch schnelles Picking und den ikonischen „chicken pickin’“-Sound, hat er die E-Gitarre revolutioniert und Generationen von Musikern inspiriert. Seine Zusammenarbeit mit Legenden wie Ricky Nelson, Elvis Presley und Emmylou Harris hat ihm weltweite Anerkennung eingebracht. Neben seiner beeindruckenden Karriere engagiert sich Burton mit seiner Stiftung für musikalische Bildung, um auch zukünftigen Generationen den Zugang zur Musik zu ermöglichen.

  • The Jordanaires

    The Jordanaires

    The Jordanaires waren ein US-amerikanisches Vokalquartett, das sich 1948 als Gospelgruppe formierte. Im Laufe der Jahre nahm die Gruppe sowohl geistliche als auch weltliche Musik auf und arbeitete dabei mit verschiedenen Plattenfirmen zusammen, darunter Capitol Records, RCA Victor, Columbia Records, Decca Records, Vocalion Records und Stop Records. Neben diesen großen Labels produzierten sie auch Musik für zahlreiche kleinere unabhängige Plattenfirmen.

    Ihre langjährige Zusammenarbeit mit Stars wie Elvis Presley und Patsy Cline machte sie zu einer der einflussreichsten Gesangsgruppen ihrer Zeit. The Jordanaires wurden vor allem für ihren harmonischen Gesangsstil gefeiert, der sie von anderen Vokalgruppen der 1950er und 1960er Jahre abhob.

    Geschichte

    Die frühen Jahre

    The Jordanaires wurden in den späten 1940er Jahren von den Brüdern Monty und Bill Matthews gegründet, die beide als Evangelisten tätig waren. Die ursprüngliche Besetzung der Gruppe umfasste neben den Matthews-Brüdern auch Bob Hubbard, der als Bariton fungierte, sowie Culley Holt, der die Bassstimme übernahm. Kurz nach der Gründung stieß der Pianist Bob Money zur Gruppe hinzu, um das musikalische Spektrum der Gruppe zu erweitern. Bis 1949 war die Gruppe von Springfield, Missouri, nach Nashville, Tennessee, umgezogen, dem Zentrum der Country- und Gospelmusik, wo sie ihre Karriere weiter vorantreiben konnten.

    Im selben Jahr traten The Jordanaires als Mitglieder des berühmten Grand Ole Opry auf, einer der ältesten und bekanntesten Radioshows für Countrymusik. Dort fungierten sie regelmäßig als Harmonie- und Begleitgesang für Red Foley, einen der damals führenden Stars der Country-Szene und „Headliner“ der Show. Die 1950er Jahre brachten einige personelle Veränderungen für die Gruppe: Der Pianist Bob Money wurde durch Gordon Stoker ersetzt, und die Gründungsmitglieder Monty und Bill Matthews verließen die Gruppe und kehrten nach Missouri zurück.

    Stoker übernahm nun sowohl die Klavierbegleitung als auch die Rolle des Tenorsängers, was die musikalische Dynamik der Jordanaires maßgeblich beeinflusste. Kurz darauf kamen weitere Mitglieder hinzu: Neal Matthews, Jr., der als Zweitenor fungierte und nicht mit den Gründungsmitgliedern Matthews verwandt war, sowie Hoyt Hawkins als Bariton und Hugh Jarrett als Basssänger. Diese Besetzung festigte den charakteristischen Klang der Jordanaires, der bald in ganz Nashville und darüber hinaus bekannt wurde.

    The Jordanaires
    The Jordanaires – von llinks nach rechts: Gordon Stoker, Ray Walker, Neal Matthews und Hoyt Hawkins

    Eine bemerkenswerte Episode in den frühen Jahren der Jordanaires war ihre Zusammenarbeit mit Sister Rosetta Tharpe, die in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren mit der Gruppe tourte. Diese Partnerschaft war eine der ersten multikulturellen Gospel-Kollaborationen und hob sich durch die Kombination afroamerikanischer und weißer Künstler in einer Zeit ab, in der rassische Trennlinien in der Musikbranche noch stark ausgeprägt waren. Tharpe, bekannt als „Godmother of Rock and Roll“, schuf gemeinsam mit The Jordanaires einen einzigartigen und kraftvollen Sound, der sich durch emotionale Intensität und musikalische Leidenschaft auszeichnete.

    In den frühen 1950er Jahren begannen The Jordanaires, für Capitol Records aufzunehmen und sowohl sakrale als auch weltliche Musik einzuspielen. Während ihre Gospelstücke weiterhin Anklang fanden, entwickelten sie sich durch ihre zunehmende Arbeit als Begleitgruppe für andere Künstler zu einer gefragten Vokalgruppe in Nashville. Ihr einzigartiger Stil machte sie zu Pionieren des Southern Gospel-Genres. Besonders bemerkenswert war ihre Fähigkeit, traditionelle Spirituals wie „Dry Bones“ einem überwiegend weißen Publikum näherzubringen, was zu jener Zeit ungewöhnlich war und den Jordanaires half, ihre Popularität zu steigern.

    Obwohl die Gruppe weiterhin eigene Gospel-Alben veröffentlichte, erlangten The Jordanaires größere Bekanntheit durch die charakteristischen Background-Harmonien, die sie auf Dutzenden von Aufnahmen für andere Künstler beisteuerten. In den späten 1950er Jahren entwickelte Neal Matthews, Jr. das sogenannte „Nashville Number System“. Dieses System, das speziell für die Jordanaires und die Nashville A-Team-Musiker entwickelt wurde, vereinfachte den Aufnahmeprozess erheblich und ermöglichte es den Sängern und Musikern, schnell auf Tonartwechsel während einer Aufnahme zu reagieren. Dieses innovative Notationssystem machte die Studioarbeit effizienter und wurde in der Nashville-Musikszene bald zum Standard.

    Zusammenarbeit mit Elvis Presley

    Im Jahr 1955 trafen The Jordanaires erstmals auf Elvis Presley, einen begeisterten Fan der Gruppe, hinter der Bühne nach einem Konzert in Memphis, Tennessee, bei dem sie mit dem Country-Musiker Eddy Arnold auftraten. Zu diesem Zeitpunkt stand Presley noch bei Sun Records unter Vertrag, einem kleinen, in Memphis ansässigen Label. Während dieses Treffens sagte Presley den Jordanaires, dass er sie gerne als Backgroundsänger hätte, falls er jemals einen Vertrag bei einem großen Plattenlabel bekommen sollte. Gordon Stoker, ein Mitglied der Jordanaires, erinnerte sich später an diese Begegnung und sagte: „Wir wünschten ihm alles Gute, aber wir erwarteten nicht, jemals wieder von ihm zu hören. Die Leute kamen ständig zu uns und sagten so etwas. Wir hören das heute noch.“

    Nachdem Elvis Presleys Vertrag an RCA Victor verkauft worden war, begann er mit seiner Band, den Blue Moon Boys, seine ersten Aufnahmesessions im Januar 1956. Die Band bestand aus dem Lead-Gitarristen Scotty Moore, dem Bassisten Bill Black und dem Schlagzeuger D. J. Fontana. Bei diesen frühen RCA-Sessions wurde Chet Atkins, Presleys Co-Produzent und ein bekannter Gitarrist, beauftragt, Backgroundsänger zu organisieren. Er bat Gordon Stoker, den Tenor der Jordanaires, für „einen neuen, wahrscheinlich nicht lange bestehenden Jungen namens Elvis Presley“ als Backgroundsänger zur Verfügung zu stehen.

    The Jordanaires und Elvis 1957
    Radio Recorders Studio in Hollywood, Freitag 03. Mai 1957: v.l.n.r.: Gordon Stoker, Neal Matthews, Hoyt Hawkins (am Klavier), Elvis Presley und Hugh Jarrett. im Hintergrund sind Schlagzeuger D. J. Fontana und Bassist Bill Black zu sehen.

    Zu Presleys Enttäuschung engagierte Atkins jedoch nicht die gesamte Gruppe The Jordanaires, sondern holte stattdessen Ben und Brock Speer von der Speer Family, einer anderen Vokalgruppe, die ebenfalls kürzlich bei RCA unterschrieben hatte, um gemeinsam mit Stoker zu singen. In dieser Besetzung nahmen Elvis und seine Band mit Stoker sowie Ben und Brock Speer die Songs „I Was The One“ (die B-Seite von „Heartbreak Hotel“) im Januar und „I Want You, I Need You, I Love You“ im April auf.

    Nach der Aufnahme im April wandte sich Elvis erneut an Stoker und bat ihn darum, das gesamte The Jordanaires – Quartett für seine nächsten Studio-Sessions zu organisieren. Stoker kam dieser Bitte nach, und die Jordanaires begannen kurz darauf, regelmäßig mit Presley zu arbeiten. Diese enge Zusammenarbeit setzte sich bis 1968 fort, wobei sie Presley sowohl bei Studioaufnahmen als auch auf Tourneen begleiteten. In den Jahren 1970 und 1971 kamen The Jordanaires auch gelegentlich zurück ins Studio, um Presley bei ausgewählten Aufnahmen zu unterstützen.

    Die Zusammenarbeit mit Patsy Cline

    Neben ihrer Arbeit mit Elvis Presley traten The Jordanaires auch als Backgroundsänger für eine Reihe anderer Künstler auf, darunter Patsy Cline. Cline, eine der größten Country-Sängerinnen ihrer Zeit, wurde durch die Zusammenarbeit mit den Jordanaires musikalisch bereichert. Von 1960 bis zu Clines tragischem Tod 1963 arbeiteten sie gemeinsam an Hits wie „Crazy“, „I Fall to Pieces“ und „Walkin‘ After Midnight“. Die Jordanaires unterstützten Cline auf all ihren Decca-Aufnahmen und wurden maßgeblich daran beteiligt, ihren charakteristischen Sound zu entwickeln.

    Nach Elvis und Patsy Cline

    Laut der offiziellen Website der Jordanaires verlieh die National Academy of Recording Arts and Sciences der Gruppe in den Jahren 1976 und 1979 den „Superpickers“-Award. Diese Auszeichnung erhielten sie, weil sie auf mehr Top-10-Platten zu hören waren als jede andere Gesangsgruppe in der Musikgeschichte. The Jordanaires hatten in dieser Zeit eine einzigartige Stellung als gefragte Backgroundsänger in Nashville und prägten viele der erfolgreichsten Songs durch ihren harmonischen Gesangsstil.

    Ein wichtiger Einschnitt in der Geschichte der Gruppe war das Jahr 1982, als Hoyt Hawkins, langjähriges Mitglied und Baritonsänger der Jordanaires, verstarb. An seine Stelle trat Duane West, der zuvor Mitglied der Begleitgruppe von Sonny James, den Southern Gentlemen, war. West hatte Hawkins bereits in den 1970er Jahren bei mehreren Gelegenheiten vertreten, wenn dieser aufgrund von Krankheit nicht auftreten konnte.

    1984 ehrte die Country Music Association die Jordanaires mit dem „CMA Masters Award“ in Anerkennung ihrer langjährigen musikalischen Leistungen und ihres Beitrags zur Country-Musik. Diese Auszeichnung würdigte die Jordanaires für ihre Rolle als Pioniere und Einflussgeber im Bereich der Background-Vokalharmonien.

    1990 arbeiteten The Jordanaires an dem Album Boom Chicka Boom von Johnny Cash, der wie Presley ebenfalls einst bei Sun Records unter Vertrag war. Auf diesem Mercury-Records-Album unterstützten sie Cash mit ihrem unverwechselbaren Gesang. Die Gruppe trat außerdem auf mehreren Aufnahmen mit der schwedischen Band Vikingarna auf, was ihnen auch in Europa Anerkennung verschaffte und ihre musikalische Vielseitigkeit unterstrich.

    Spätere Jahre und das Ende der Jordanaires

    Laut John Rumble und dem Country Music Hall of Fame and Museum verließ Duane West die Gruppe im Jahr 2000 aufgrund gesundheitlicher Probleme. Louis Nunley trat daraufhin als neues Mitglied in die Gruppe ein, um Wests Rolle zu übernehmen. Ebenfalls im Jahr 2000 verstarb Neal Matthews, Jr., ein langjähriges Mitglied und Schlüsselfigur der Gruppe, nach einer ebenso bemerkenswerten Karriere innerhalb des Quartetts. Curtis Young kam an seiner Stelle zur Gruppe und setzte Matthews’ musikalisches Vermächtnis fort.

    Ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte der Jordanaires war ihre Aufnahme in die Country Music Hall of Fame und die Gospel Music Hall of Fame im Jahr 2001, was ihre herausragenden Beiträge zur Musikindustrie würdigte. Diese doppelte Ehrung zementierte ihren Status als Legenden sowohl der Country- als auch der Gospelmusik und hob ihre historische Bedeutung für diese Genres hervor.

    1990 traten The Jordanaires – bestehend aus Gordon Stoker, Neal Matthews, Duane West und Louis Nunley – in einer schwedischen Fernsehsendung auf und performten den großen Elvis-Hit „All Shook Up“

    Am 31. Mai 2008 starb das frühere Mitglied Hugh Jarrett im Alter von 78 Jahren an den Folgen eines Autounfalls, den er im März desselben Jahres erlitten hatte. Jarrett war von 1954 bis 1958 Basssänger der Gruppe gewesen und hatte in dieser Zeit einen prägenden Einfluss auf ihren Sound gehabt.

    Das Ende der Jordanaires kam schließlich im Jahr 2013 mit dem Tod von Gordon Stoker, einem der langjährigsten Mitglieder und Führungspersönlichkeiten der Gruppe. Stoker starb am 27. März 2013 im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Brentwood, Tennessee, nach einer langen Krankheit. Sein Sohn Alan bestätigte, dass The Jordanaires gemäß dem Wunsch seines Vaters offiziell aufgelöst wurden.

    Trotz der formellen Auflösung der Gruppe leben ihre Stimmen weiter: Unveröffentlichte Aufnahmen mit den Jordanaires werden auch heute noch veröffentlicht und beweisen, dass ihr musikalisches Erbe weiterhin geschätzt wird. So erschien 2023 Dolly Partons Album Rockstar, das eine zuvor aufgenommene Version des Liedes „I Dreamed About Elvis“ enthält, bei dem das Quartett als Begleitung zu hören ist. Parton hatte dieses Lied bereits 2007 bei Konzerten aufgeführt, und die Veröffentlichung zeigt die bleibende Bedeutung und Wirkung der Jordanaires auf die Musiklandschaft.

    Zu den noch lebenden Mitgliedern der Gruppe zählen der langjährige Basssänger Ray Walker und Curtis Young, der 2000 der Gruppe beigetreten war. Sie bleiben als lebende Zeugen eines außergewöhnlichen musikalischen Erbes, das auch Jahre nach dem Ende der Gruppe weiterhin an Einfluss gewinnt und gefeiert wird.

    Wichtige Aufnahmen und Songs

    Zu den bekanntesten Songs, bei denen The Jordanaires als Backgroundsänger mitwirkten, zählen:

    • Elvis Presley: „Heartbreak Hotel“, „Hound Dog“, „Don’t Be Cruel“
    • Patsy Cline: „Crazy“, „I Fall to Pieces“, „Walkin‘ After Midnight“
    • Johnny Cash: Alben The Fabulous Johnny Cash und Songs of Our Soil
    • Ricky Nelson: „Poor Little Fool“, „Lonesome Town“
    • Dolly Parton: „Save the Last Dance for Me“

    Darüber hinaus arbeiteten The Jordanaires mit einer Vielzahl von Künstlern und auf verschiedenen Alben, darunter Beaucoups of Blues von Ringo Starr, Chain Lightning von Don McLean und Some Lessons Learned von Kristin Chenoweth.

    Preise und Ehrungen

    The Jordanaires erhielten für ihre musikalische Karriere und ihren Einfluss zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen:

    • 1976 und 1979: „Superpickers“-Award von der National Academy of Recording Arts and Sciences
    • 1984: „CMA Masters Award“ der Country Music Association
    • 2001: Aufnahme in die Country Music Hall of Fame und Gospel Music Hall of Fame
    • 2003: Grammy Award für das Album „We Called Him Mr. Gospel Music: The James Blackwood Tribute Album“

    Einfluss und Vermächtnis

    Das musikalische Vermächtnis der Jordanaires ist bis heute spürbar. Ihre Zusammenarbeit mit Künstlern wie Elvis Presley und Patsy Cline hat die Musikgeschichte geprägt und die Entwicklung der Country- und Rockmusik nachhaltig beeinflusst. Viele heutige Musiker sehen in ihnen Vorbilder für harmonische Background-Gesänge. Auch nach ihrer Auflösung erscheinen immer wieder posthume Veröffentlichungen, die ihre Bedeutung unterstreichen und zeigen, dass ihre Musik auch nach Jahrzehnten nichts von ihrer Strahlkraft verloren hat.

    Mitglieder: The Jordanaires

    Klassische Besetzung

    Die klassische Besetzung der Jordanaires, die den Kern der Gruppe bildete und auf den meisten ihrer berühmten Aufnahmen zu hören ist, bestand aus den folgenden Mitgliedern:

    • Ray Walker – Bassgesang (1958–2013)
    • Hoyt Hawkins – Bariton und Leadgesang, Piano, Orgel (1949–1980; verstorben 1982)
    • Neal Matthews Jr. – Zweitenor und Leadgesang (1949–2000; verstorben 2000)
    • Gordon Stoker – Tenorgesang, Piano, Orgel (1951–2013; verstorben 2013)

    Weitere Mitglieder

    The Jordanaires hatten in ihrer langen Karriere auch andere bedeutende Mitglieder, die in verschiedenen Zeitabschnitten zur Gruppe gehörten und zur musikalischen Vielfalt beitrugen:

    • Bill Matthews – Gesang (1948–1949; verstorben 2003)
    • Monty Matthews – Gesang (1948–1949; verstorben 2005)
    • Bob Hubbard – Baritongesang (1948–1949)
    • Culley Holt – Bassgesang (1949–1954; verstorben 1980)
    • Bob Money – Piano (1949–1951; verstorben 2005)
    • Don Bruce – Erstenor (1949–1950)
    • Hugh Jarrett – Bassgesang (1954–1958; verstorben 2008)
    • Duane West – Baritongesang (1980–2000; verstorben 2002)
    • Louis Nunley – Baritongesang (2000–2012; verstorben 2012)
    • Curtis Young – Leadgesang (2000–2013)

    Fazit: Die Jordanaires und ihr musikalisches Vermächtnis

    The Jordanaires prägten die amerikanische Musiklandschaft nachhaltig durch ihre einzigartige Harmonie und ihre Arbeit als Backgroundsänger für Stars wie Elvis Presley und Patsy Cline. Sie wurden 1948 gegründet und entwickelten sich schnell zu einer gefragten Gruppe, die den Gospel- und Countrysound revolutionierte. Ihre Pionierarbeit, darunter die Einführung des „Nashville Number System“, und ihr Einfluss auf die Studioszene Nashvilles veränderten die Musikproduktion dauerhaft. Trotz ihres Auflösens 2013 bleiben The Jordanaires durch zahlreiche Aufnahmen und Ehrungen unvergessen und gelten als Wegbereiter moderner Country- und Rockmusik.

  • Blue Moon Boys

    Blue Moon Boys

    In der Geschichte des Rock ’n’ Rolls nimmt Elvis Presley eine herausragende Stellung ein. Als „King of Rock ’n’ Roll“ gilt er als einer der prägendsten Musiker des 20. Jahrhunderts. Doch oft wird vergessen, dass hinter seinem bahnbrechenden Erfolg eine Gruppe von Musikern stand, die wesentlich zur Entstehung des legendären Sounds beigetragen haben: die Blue Moon Boys. Diese Band bestand aus Scotty Moore (Gitarre), Bill Black (Bass) und später D.J. Fontana (Schlagzeug). Sie waren nicht nur Begleitmusiker, sondern die kreativen Partner, die zusammen mit Elvis den Sound erschufen, der eine musikalische Revolution auslöste.

    Die Entstehung der Blue Moon Boys

    Die Geschichte der Blue Moon Boys begann in den frühen 1950er Jahren, als sich der junge Elvis Presley, damals ein unbekannter LKW-Fahrer aus Memphis, Tennessee, für eine Aufnahmesession bei Sun Records vorstellte. Der Besitzer von Sun Records, Sam Phillips, war auf der Suche nach einem neuen Sound, der die musikalischen Traditionen des amerikanischen Südens – Blues, Country und Gospel – aufgreifen und zu etwas Neuem verschmelzen sollte. Elvis, mit seiner Mischung aus Rhythm and Blues, Country und Gospel, schien dieser Aufgabe gewachsen.

    Sam Phillips brachte Scotty Moore und Bill Black mit Elvis zusammen, um an einer Session zu arbeiten. Scotty Moore war ein erfahrener Gitarrist, der einen klaren, schnellen Spielstil entwickelte, der später als einer der Grundsteine des Rockabilly-Sounds gelten sollte. Bill Black war ein Bassist, der oft auf dem stehenden Kontrabass spielte und mit einem perkussiven, rhythmischen Stil die Band unterstützte.

    „That’s All Right“: Der Anfang einer Revolution

    Der Wendepunkt kam am 5. Juli 1954, als das Trio bei einer Jamsession spontan eine schnelle, rockige Version von Arthur Crudups „That’s All Right“ spielte. Der Song, ursprünglich ein Blues, wurde in dieser neuen Interpretation zu einer explosiven Mischung aus Blues und Country – dem Sound, der später als Rockabilly bekannt wurde. Sam Phillips erkannte sofort das Potenzial dieser Aufnahme und veröffentlichte den Song als Single. Die Rückseite der Platte, „Blue Moon of Kentucky“, eine Adaption eines Bill Monroe Country-Klassikers, zeigte, wie mühelos die Blue Moon Boys verschiedene musikalische Traditionen verschmelzen konnten.

    Diese Veröffentlichung markierte die Geburtsstunde des Rockabilly und führte zu einer musikalischen Revolution. Der Erfolg von „That’s All Right“ in Memphis war überwältigend, und bald darauf wurden Elvis Presley und die Blue Moon Boys überregional bekannt. Dies war der Beginn einer neuen Ära, die die amerikanische Musikwelt und die Popkultur für immer verändern sollte.

    Blue Moon Boys: Scotty-Moore, Bill Black und D. J. Fontana
    Blue Moon Boys: Scotty-Moore, Bill Black und D. J. Fontana

    Die Mitglieder der Blue Moon Boys

    Die Blue Moon Boys bestanden aus einer außergewöhnlichen Kombination von Musikern, die alle wesentliche Beiträge zum einzigartigen Sound der Band leisteten.

    Elvis Presley – Der Frontmann

    Elvis war das Gesicht und die Stimme der Band. Seine einzigartige Fähigkeit, verschiedene musikalische Stile zu kombinieren – von Blues über Country bis hin zu Gospel – machte ihn zu einer revolutionären Figur. Sein Charisma auf der Bühne, seine stimmliche Flexibilität und seine innovative Art zu performen, zogen das Publikum sofort in ihren Bann.

    Scotty Moore – Der Gitarrist

    Scotty Moore spielte eine zentrale Rolle bei der Gestaltung des Rockabilly-Sounds. Seine Gitarre, eine Gibson ES-295, lieferte die rhythmischen und melodischen Linien, die den Songs der Blue Moon Boys ihre charakteristische Energie verliehen. Moore war stark von Blues- und Country-Gitarristen beeinflusst, entwickelte aber einen eigenen Stil, der schnellen, prägnanten Lead-Licks mit rhythmischer Akkordbegleitung kombinierte. Besonders prägnant war seine Arbeit auf Songs wie „Mystery Train“ und „Baby Let’s Play House“, wo er die technischen und emotionalen Dimensionen der Musik erweiterte.

    Bill Black – Der Bassist

    Bill Black, der Bassist der Blue Moon Boys, spielte eine ebenso wichtige Rolle wie Moore. Sein perkussiver Umgang mit dem Kontrabass, bei dem er die Saiten oft in einem sogenannten „Slap Bass“-Stil zupfte, war ein wesentliches Element des Rockabilly-Sounds. Blacks Bühnenpräsenz war unbeschwert und oft humorvoll, was ihm und der Band half, eine Verbindung zum Publikum herzustellen. Seine rhythmische Präzision gab den Songs eine feste Grundlage, die die Energie und den Drive der Musik verstärkte.

    D.J. Fontana – Der Schlagzeuger

    D. J. Fontana stieß etwas später, 1955, zur Band und vervollständigte die Formation. Mit seiner Ankunft wurde der Sound der Blue Moon Boys noch kraftvoller und definierter. Fontana war ursprünglich ein erfahrener Schlagzeuger aus der Country-Musik, aber er erwies sich als flexibel genug, um den neuen Rock’n’Roll-Sound perfekt zu unterstützen. Seine Schlagzeugtechniken waren einfach, aber wirkungsvoll und trugen wesentlich zur rhythmischen Energie der Band bei. Besonders auf den Aufnahmen für RCA Victor, die nach Elvis’ Wechsel von Sun Records gemacht wurden, ist D. J. Fontanas Beitrag unverkennbar. Er war der erste feste Schlagzeuger in der Band und trug dazu bei, dass der Sound der Blue Moon Boys einen volleren, härteren Klang erhielt, der den aufstrebenden Rock’n’Roll symbolisierte.

    Der Aufstieg zur nationalen Berühmtheit

    Nach dem Erfolg von „That’s All Right“ und „Blue Moon of Kentucky“ ging es für Elvis und die Blue Moon Boys steil bergauf. Ihre Auftritte bei Radio- und Fernsehsendungen, insbesondere bei der Louisiana Hayride, einer beliebten Country-Radioshow, machten sie in ganz Amerika bekannt. Elvis und die Band entwickelten eine enorme Bühnenpräsenz, die besonders durch die energetischen Performances von Bill Black und D. J. Fontana ergänzt wurde.

    Diese Zeit war geprägt von ständigen Touren, bei denen die Blue Moon Boys ein immer breiteres Publikum erreichten. Der „Rockabilly“-Sound begann, sich über die Grenzen des amerikanischen Südens hinaus zu verbreiten, und die Band wurde schnell zu einem der aufregendsten neuen Acts im aufstrebenden Rock’n’Roll.

    Der Wechsel zu RCA und der Beginn des Mainstream-Erfolgs

    1955 verließ Elvis Sun Records und unterschrieb einen Vertrag bei RCA Victor, einem der größten Plattenlabel der Zeit. Dieser Wechsel markierte den Beginn seiner internationalen Karriere. Die Blue Moon Boys begleiteten ihn bei dieser Reise und spielten eine zentrale Rolle auf einigen seiner größten Hits, darunter „Heartbreak Hotel“, „Hound Dog“ und „Jailhouse Rock“. Vor allem D. J. Fontanas präzises und energiegeladenes Schlagzeugspiel trug dazu bei, dass diese Songs ihre explosive Wirkung entfalten konnten.

    Blue-Moon Boys: Elvis mit Scotty Moore und Bill Black 1956
    Elvis mit Scotty Moore und Bill Black 1956

    Scotty Moore und Bill Black waren in dieser Zeit jedoch zunehmend frustriert über die mangelnde Anerkennung, die sie im Vergleich zu Elvis erhielten. Während Elvis im Rampenlicht stand, waren sie weitgehend unbekannt, obwohl sie einen großen Teil des musikalischen Erfolgs ausmachten.

    Der Einfluss der Blue Moon Boys auf den Rock’n’Roll

    Die Blue Moon Boys waren weit mehr als nur eine Begleitband. Sie halfen, den Sound des Rock’n’Roll zu formen und prägten die Musikgeschichte auf eine Weise, die bis heute nachhallt. Ihre Aufnahmen bei Sun Records und später bei RCA Victor gehören zu den wichtigsten Momenten in der Geschichte der Popmusik.

    Der innovative Gitarrenstil von Scotty Moore beeinflusste Generationen von Rockgitarristen, darunter Legenden wie Keith Richards und Jimmy Page. Moore zeigte, wie die Gitarre nicht nur ein Begleitinstrument sein konnte, sondern eine zentrale Rolle in der Songstruktur spielen konnte. Sein Gitarrensolo in „Heartbreak Hotel“ gilt bis heute als Meilenstein der Rock’n’Roll-Gitarre.

    Bill Blacks „Slap Bass“-Technik wurde zum Vorbild für unzählige Bassisten im Rockabilly und Rock’n’Roll. Seine rhythmische Klarheit und seine Fähigkeit, die Musik zu „treiben“, waren entscheidend für den Sound der Band und späterer Rock’n’Roll-Aufnahmen.

    D. J. Fontanas Schlagzeugspiel war ebenfalls von großer Bedeutung. Er war einer der ersten Schlagzeuger, die die Rock’n’Roll-Musik mit prägnanten, treibenden Rhythmen unterstützten, die den Songs eine unerbittliche Energie verliehen. Seine Arbeit auf Songs wie „Hound Dog“ und „Jailhouse Rock“ wurde zu einem Standard für spätere Rock-Schlagzeuger.

    Das Ende der Blue Moon Boys und ihr Vermächtnis

    Als Elvis 1958 zum Armeedienst eingezogen und für 2 Jahre nach Deutschland abkommandiert wird, hat dies unmittelbare Auswirkungen auf seine Band. Für Scotty Moore, Bill Black und D.J. Fontana bedeutete seine Abwesenheit das Ende ihrer regelmäßigen Auftritte und Aufnahmesessions. Obwohl Elvis und die Blue Moon Boys bis zu diesem Zeitpunkt eng zusammengearbeitet hatten, begann die Band, ohne Elvis musikalisch auseinanderzudriften. Der Armeedienst unterbrach die Dynamik und den kreativen Prozess der Band, und es wurde immer deutlicher, dass sich Elvis’ Karriere in eine andere Richtung entwickeln würde, sobald er zurückkehrte.

    Schon vor Elvis‘ Einberufung hatte es Spannungen innerhalb der Band gegeben. Moore und Black waren frustriert über ihre geringe Bezahlung und das mangelnde öffentliche Ansehen, das sie im Vergleich zu Elvis erhielten. Trotz ihres wesentlichen Beitrags zum Sound von Elvis’ frühen Hits standen sie weitgehend im Schatten des Frontmanns. Während Elvis im Rampenlicht stand, blieben sie in der öffentlichen Wahrnehmung eher Begleitmusiker. Diese Unzufriedenheit verschärfte sich in den Jahren 1958 bis 1960, als Elvis nicht in der Lage war, mit der Band zu arbeiten.

    Für Bill Black war der Armeedienst von Elvis ein Wendepunkt. Black entschloss sich, die Gruppe zu verlassen und eine eigene Karriere zu verfolgen. Er gründete die Bill Black Combo, eine Instrumentalband, die in den frühen 1960er Jahren einige Erfolge erzielte. Während seine Zeit mit den Blue Moon Boys vorbei war, gelang es ihm, mit seiner Combo eine eigene Fangemeinde aufzubauen.

    Scotty Moore blieb weiterhin im Musikgeschäft aktiv und arbeitete als Session-Gitarrist und Produzent. Dennoch blieb die Enttäuschung darüber, dass seine Rolle in der Entstehung des Rock’n’Rolls nicht die Anerkennung fand, die er sich erhofft hatte, eine ständige Begleitung.

    D. J. Fontana, der als letzter von Elvis‘ engeren musikalischen Begleitern in der Band verblieb, spielte auch nach Elvis’ Rückkehr aus dem Militär weiterhin Schlagzeug für ihn. Seine Zeit mit Elvis endete jedoch im Jahr 1968, nach dem legendären ‚68 Comeback Special, das Elvis’ Rückkehr ins Musikgeschäft markierte. Fontanas Schlagzeugspiel bei diesem Konzert war eine letzte Verneigung vor den frühen Jahren, bevor sich auch er von Elvis’ Band trennte.

    Blue-Moon Boys: Elvis mit D. J. Fontana im Jahr 1956
    Elvis mit D. J. Fontana im Jahr 1956

    Obwohl die Blue Moon Boys nach Elvis’ Rückkehr aus dem Militär nie wieder in ihrer ursprünglichen Form zusammenkamen, bleibt ihr Einfluss auf die Musikgeschichte tiefgreifend. Die Zusammenarbeit zwischen Elvis, Scotty Moore, Bill Black und D.J. Fontana legte den Grundstein für den Rock’n’Roll und inspirierte unzählige Musiker, die nach ihnen kamen.

    Scotty Moores innovativer Gitarrenstil, Bill Blacks rhythmische „Slap Bass“-Technik und D.J. Fontanas präzises, treibendes Schlagzeugspiel setzten Maßstäbe für spätere Rockmusiker. Viele der frühen Aufnahmen der Blue Moon Boys bei Sun Records, wie „That’s All Right“, „Blue Moon of Kentucky“ und „Mystery Train“, gelten heute als Klassiker und werden als Meilensteine des Rock’n’Roll verehrt.