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  • James Burton

    James Burton

    James Edward Burton (* 21. August 1939 in Dubberly, Louisiana) ist ein US-amerikanischer Gitarrist und einer der einflussreichsten Musiker in der Geschichte des Rock ’n‘ Roll und der Country-Musik. Bekannt als „Master of the Telecaster“, spielte Burton eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Country-Rock und beeinflusste Generationen von Gitarristen. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er mit zahlreichen prominenten Künstlern zusammen, darunter Elvis Presley, Ricky Nelson und Emmylou Harris.

    Frühes Leben und musikalische Einflüsse

    James Burton wurde in Dubberly geboren und wuchs in Shreveport, Louisiana, auf, einem Ort, der für seine musikalische Szene bekannt war. Schon in jungen Jahren zeigte er ein außergewöhnliches Interesse an der Musik. Burtons frühe Kindheit war geprägt von dem Wunsch, Schlagzeug zu spielen, und er trommelte oft auf improvisierten Instrumenten. Seine Eltern erkannten seine musikalische Begabung und kauften ihm seine erste Akustikgitarre. Schnell entwickelte sich Burton zum Autodidakten und perfektionierte sein Spiel, indem er Songs nach Gehör lernte und sich an den Klängen orientierte, die damals im Radio liefen.

    Als Vorbilder dienten ihm Gitarristen wie Chet Atkins und Chuck Berry sowie Bluesmusiker wie Elmore James und Bo Diddley. Diese Mischung aus Country und Blues prägte Burtons einzigartigen Stil. Seine schnelle Auffassungsgabe und sein Gespür für Rhythmus und Melodie machten ihn schnell zu einem begehrten Gitarristen in der Region. Bereits im Alter von 14 Jahren begann er, professionell zu spielen und begleitete verschiedene lokale Künstler bei Auftritten in Shreveport und Umgebung. Sein Talent fiel auf, und bald war er Mitglied der Hausband der Radioshow „Louisiana Hayride“, die als Sprungbrett für viele Künstler diente und aus dem Municipal Auditorium gesendet wurde. Hier spielte er mit Country-Größen wie David Houston, George Jones, Billy Walker und Johnny Horton zusammen.

    Aufstieg mit Ricky Nelson

    1957 nahm Burtons Karriere eine neue Wendung, als er vom Teenager-Idol Ricky Nelson für dessen Band engagiert wurde. Diese Zusammenarbeit sollte sich als äußerst erfolgreich erweisen und Burton in der Musikszene etablieren. Nelsons Musik war stark vom Rock ’n‘ Roll und Country beeinflusst, und Burtons charakteristischer Gitarrensound prägte viele der Hits dieser Ära. Die Songs „Hello Mary Lou“ und „Travelin‘ Man“ zeigen Burtons präzise, dynamische Gitarrenarbeit und machten ihn zu einem gefragten Musiker.

    Während dieser Zeit entwickelte Burton den sogenannten „chicken pickin’“-Stil, der durch schnelle, perkussive Töne und die Verwendung eines Plektrums sowie der Finger charakterisiert ist. Dieser Stil war neu und einzigartig und wurde bald zum Markenzeichen der Country- und Rockabilly-Musik. Ricky Nelsons Songs und Burtons Gitarrenarbeit beeinflussten eine ganze Generation von Gitarristen und Musikliebhabern.

    Burtons Zusammenarbeit mit Nelson brachte ihm auch den Zugang zur wachsenden Hollywood-Musikszene, und er wurde zunehmend als Session-Gitarrist für Film- und Fernsehproduktionen gebucht. Sein markanter Klang und seine Fähigkeit, schnell zu arbeiten, machten ihn in der Szene unverzichtbar. Burton blieb bis Mitte der 1960er Jahre ein fester Bestandteil von Nelsons Band, bevor er sich neuen musikalischen Herausforderungen zuwandte.

    James Burton und Ricky Nelson in der Sendung "The Adventures of Ozzie and Harriet" im Jahr 1952
    James Burton und Ricky Nelson in der Serie „The Adventures of Ozzie and Harriet“ im Jahr 1952

    Zusammenarbeit mit Elvis Presley: Die TCB-Band

    1969 erhielt Burton ein Angebot, das seine Karriere auf ein neues Level heben sollte: Elvis Presley lud ihn ein, die Leitung seiner neuen Begleitband zu übernehmen. Presley plante ein Comeback und wollte eine feste Band, die sowohl im Studio als auch bei seinen legendären Live-Auftritten auftreten konnte. Burton nahm das Angebot an und wurde Bandleader der TCB-Band (Taking Care of Business), einer Gruppe hochkarätiger Musiker, die Elvis bis zu seinem Tod im Jahr 1977 begleiteten.

    Burton und Presley entwickelten eine enge musikalische Beziehung. Elvis schätzte Burtons Spielweise so sehr, dass er ihn oft mit dem Satz „Play it, James!“ zu Gitarrensoli ermutigte. Burtons Gitarrenarbeit ist auf vielen der berühmtesten Elvis-Aufnahmen der späten 1960er und 1970er Jahre zu hören, darunter „Suspicious Minds“, „Burning Love“ und „Kentucky Rain“. Sein präzises, rhythmisches Spiel verlieh den Songs eine unverwechselbare Note und trug maßgeblich zum Erfolg von Elvis‘ Comeback bei.

    Mit der TCB-Band tourte Burton durch die Vereinigten Staaten und spielte in ausverkauften Arenen und großen Konzerthallen. Die Zusammenarbeit mit Presley verschaffte Burton internationalen Ruhm und festigte seinen Status als einer der besten Gitarristen seiner Generation.

    James Burton und Elvis Presley im International Hotel, Las Vegas im Jahr 1970
    James Burton und Elvis Presley im International Hotel, Las Vegas im Jahr 1970

    Arbeit als Session-Musiker und Zusammenarbeit mit anderen Künstlern

    Neben seiner Arbeit mit Ricky Nelson und Elvis Presley war James Burton ein gefragter Session-Gitarrist und arbeitete mit zahlreichen Größen der Musikszene zusammen. Sein Talent und seine Vielseitigkeit machten ihn zum idealen Partner für Studioaufnahmen, und er arbeitete unter anderem mit Künstlern wie Frank Sinatra, Dean Martin, Johnny Cash, Merle Haggard, Roy Orbison und Emmylou Harris zusammen.

    Ein herausragendes Beispiel dafür ist sein Gitarrensolo auf Dale Hawkins’ Hit Susie Q aus dem Jahr 1957. Ursprünglich hatte Burton das Stück als Instrumental komponiert, bevor Hawkins den Songtext dazu schrieb. Trotz seines maßgeblichen Beitrags erhielt Burton jedoch weder Anerkennung noch Tantiemen für Susie Q. Dennoch ging der Song in die Musikgeschichte ein und wurde später in die Liste der „500 Songs, die Rock and Roll prägten“ der Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Dies unterstreicht Burtons frühen Einfluss auf das Genre – auch wenn er offiziell nicht für seine Rolle gewürdigt wurde.

    In den 1970er Jahren schloss sich Burton der Hot Band von Emmylou Harris an, einer Gruppe talentierter Musiker, die Harris‘ einzigartigen Stil zwischen Country und Folk prägten. Burtons Spiel brachte einen besonderen Klang in die Musik von Harris, und seine Gitarrenarbeit auf Alben wie „Elite Hotel“ und „Luxury Liner“ ist bis heute hoch angesehen.

    James Burton arbeitete auch mit John Denver, dem bekannten amerikanischen Singer-Songwriter, und spielte auf mehreren seiner Alben. Später, in den 1980er Jahren, war Burton zudem auf Tournee mit dem britischen Musiker Elvis Costello, was die Vielseitigkeit seines Spiels und seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Musikstile unterstrich.

    Stil und technische Innovation: Der Meister der Telecaster

    James Burtons bevorzugtes Instrument ist die Fender Telecaster, die er zu einem seiner Markenzeichen gemacht hat. Die Telecaster ist bekannt für ihren klaren, scharfen Klang, der perfekt für Burtons perkussiven und schnellen „chicken pickin’“-Stil geeignet ist. Ein besonderes Merkmal seines Spiels ist das sogenannte „B-Bending“, bei dem der Gitarrist die Saiten zieht, um eine glattere Tonhöhe zu erzeugen.

    Burtons Spielstil zeichnet sich durch präzises Picking und den Einsatz von Hybrid-Picking-Techniken aus, bei denen Plektrum und Finger kombiniert werden. Diese Techniken ermöglichen ihm eine hohe Geschwindigkeit und Vielseitigkeit und haben viele Gitarristen beeinflusst. Burtons Techniken sind zu einem Standard im Country- und Rock-Bereich geworden, und sein Einfluss ist in der Musik zahlreicher Künstler hörbar.

    Neben der Telecaster verwendet Burton auch spezielle Gitarreneffekte und Verstärker, um seinen Sound zu kreieren. Im Laufe der Jahre arbeitete er mit verschiedenen Herstellern zusammen, um Instrumente und Geräte zu entwickeln, die seinen Spielstil unterstützen. Sein Signature-Modell der Fender Telecaster ist ein beliebtes Instrument für Gitarristen, die seinen Sound und Stil nachempfinden möchten.

    Späte Karriere von James Burton

    In den späteren Jahren seiner Karriere arbeitete James Burton mit Künstlern wie John Denver, Merle Haggard, Rodney Crowell und Emmylou Harris. 1986 begann er mit Elvis Costello an dessen Album King of America zu arbeiten und begleitete ihn in den nächsten zehn Jahren bei verschiedenen Projekten und Tourneen. 1988 trat Burton bei dem vielbeachteten Cinemax-Special Roy Orbison and Friends, A Black and White Night auf, das zu einem Meilenstein der Musikgeschichte wurde. Zwei Jahre später kehrte Burton endgültig in seine Heimatstadt Shreveport zurück.

    Zwischen 1998 und 2013 spielte Burton Lead-Gitarre bei Elvis: The Concert, einem Konzertformat, das ehemalige Mitglieder der TCB-Band und Elvis‘ langjährigen Orchesterleiter Joe Guercio vereinte und die Musik aus Elvis‘ Konzertjahren (1969–1977) lebendig hielt.

    Im Herbst 2004 nahm Burton das Album Matt Lucas-Back in the Saddle Again auf, das Rockabilly und Country vereinte und 2006 von Ten O Nine Records veröffentlicht wurde.

    2005 gründete Burton das jährliche James Burton International Guitar Festival in Shreveport, um Gelder für seine wohltätige Stiftung zu sammeln. Das Festival zieht bis heute bekannte Musiker und Musikliebhaber an und findet im Red River District von Shreveport statt.

    Für seine Verdienste um die Musik wurde Burton 2007 als Mitglied der L.A. Session-Gruppe The Wrecking Crew in die Musicians Hall of Fame and Museum in Nashville aufgenommen. 2008 lud Brad Paisley Burton ein, an seinem Album Play: The Guitar Album mitzuwirken. Burton spielte auf dem Instrumentalstück „Cluster Pluck“, zusammen mit weiteren Gitarrenlegenden wie Vince Gill, Steve Wariner, Redd Volkaert, Albert Lee und Brent Mason. Das Stück gewann 2009 bei den Grammy Awards den Preis für die „Beste Country-Instrumental-Darbietung“.

    Am 22. August 2009 wurde James Burton auf seinem eigenen James Burton International Guitar Festival in die Louisiana Music Hall of Fame aufgenommen.

    Am 15. Juli 2010 gab das Rolling Stone Magazine bekannt, dass Burton und Eric Clapton Gitarrenparts für den Song „You Can Have Her“ auf Jerry Lee Lewis’ Album Mean Old Man spielen würden. Burton unterstützte Lewis zudem beim Song „Swinging Doors“ auf demselben Album.

    2011 wurde Burton von Danny Fox, einem Moderator des Radiosenders KWKH, zu einem der „Five Living Legends of Shreveport“ ernannt.

    Am 9. Juni 2012 trat Burton in der Shreveport Municipal Auditorium bei einer Aufführung der Sendung A Prairie Home Companion von Garrison Keillor auf.

    2019 trat die TCB-Band zum ersten Mal seit 2014 wieder für eine neue Elvis-Konzertreihe auf, diesmal zusammen mit dem Royal Philharmonic Orchestra. Die Show kombinierte Elemente der früheren Presley/Philharmonic-Touren (2016-2018) und der TCB-Band-Touren (1997-2014).

    Im März 2020 wurde bekannt, dass Burton zusammen mit dem Produzenten T-Bone Burnett und Jerry Lee Lewis an einem neuen Gospel-Album arbeitete. Dies markierte Burtons Rückkehr ins Studio nach einem Schlaganfall. Bis 2023 war jedoch unklar, ob das Album fertiggestellt wurde, da keine Musik aus diesen Sessions veröffentlicht wurde. Lewis nahm später ein weiteres Gospel-Album mit seinem Cousin Jimmy Swaggart auf, das nicht mit dem Projekt von Burnett und Burton in Verbindung stand.

    2022 und Anfang 2023 musste Burton nach einer Covid-19-Infektion, einer Diagnose von Nierenkrebs und einem gebrochenen Hüftknochen pausieren. Im Juni 2023 führte er eine Gruppe von Gastmusikern im London Palladium bei dem Konzert „James Burton & Friends: One Night Only“ an. Zu den Gästen gehörten Sir Brian May von Queen, Albert Lee, Van Morrison, Jeff „Skunk“ Baxter, Ronnie Wood und Elvis Costello. Im September 2023 trug Burton Aufnahmen zum neuen Album Son of the Mountains von Brad Paisley bei.

    Im Januar 2024 nahm Burton am Tournament of Roses Parade in Pasadena, Kalifornien, teil und war auf einem Louisiana-Motivwagen vertreten. Ebenfalls 2024 wurde er in die Country Music Hall of Fame aufgenommen – eine wohlverdiente Ehrung für sein lebenslanges musikalisches Vermächtnis.

    Auszeichnungen und Anerkennung

    James Burton wurde für seine Beiträge zur Musik vielfach ausgezeichnet. Im Jahr 2001 wurde er in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen – eine Ehrung, die ihm als einem der Pioniere der Rock- und Country-Musik zuteilwurde. Er ist auch Mitglied der Rockabilly Hall of Fame und der Musicians Hall of Fame and Museum, was seine Bedeutung als Musiker unterstreicht. Im Jahr 2024 wurde er zudem in die Country Music Hall of Fame aufgenommen, was seinen langjährigen Einfluss auf die Country-Musik ehrt.

    Sein Einfluss auf die Gitarrenmusik wurde von vielen prominenten Musikern und Gitarristen gewürdigt. Namen wie Keith Richards, Eric Clapton, Jeff Beck und Brad Paisley haben Burton als Inspiration und Vorbild genannt.

    Persönliches und wohltätiges Engagement

    Neben seiner Musikkarriere engagiert sich James Burton auch wohltätig. Mit der Gründung der James Burton Foundation setzt er sich für die musikalische Bildung von Kindern ein. Die Stiftung spendet Gitarren an Schulen und Krankenhäuser und unterstützt Programme, die Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Musik ermöglichen. Burton tritt häufig auf Benefizveranstaltungen auf und engagiert sich aktiv für die Förderung der musikalischen Ausbildung junger Menschen.

    Vermächtnis

    James Burton hat die Musiklandschaft nachhaltig geprägt und ist eine wahre Legende der Gitarrenmusik. Sein unverwechselbarer Stil und seine Vielseitigkeit machten ihn zu einem der einflussreichsten Gitarristen des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeit mit einigen der größten Namen der Musikgeschichte und sein Einfluss auf Generationen von Gitarristen festigten seinen Ruf als „Master of the Telecaster“.

    Bis heute bleibt Burton eine Inspiration für junge Gitarristen weltweit. Seine Techniken, seine Leidenschaft und sein Engagement für die Musik werden weiterleben und seine Bedeutung in der Geschichte des Rock ’n‘ Roll und der Country-Musik für immer festigen.

    Video: James Burton über die Zusammenarbeit mit Elvis

    Fazit: Lebende Legende an der Gitarre

    James Burton ist zweifellos eine der prägendsten Figuren in der Geschichte der Rock- und Country-Musik. Mit seinem unverwechselbaren Stil, geprägt durch schnelles Picking und den ikonischen „chicken pickin’“-Sound, hat er die E-Gitarre revolutioniert und Generationen von Musikern inspiriert. Seine Zusammenarbeit mit Legenden wie Ricky Nelson, Elvis Presley und Emmylou Harris hat ihm weltweite Anerkennung eingebracht. Neben seiner beeindruckenden Karriere engagiert sich Burton mit seiner Stiftung für musikalische Bildung, um auch zukünftigen Generationen den Zugang zur Musik zu ermöglichen.

  • Scotty Moore

    Scotty Moore

    Scotty Moore war der Gitarrist, der entscheidend zur Entstehung des Rock ’n‘ Roll beigetragen hat, insbesondere durch seine Zusammenarbeit mit Elvis Presley. Geboren 1931 in Tennessee, prägte Moore den einzigartigen Sound von Elvis‘ frühen Hits wie „Heartbreak Hotel“ und „Hound Dog“. Sein innovativer Gitarrenstil, der Country, Blues und Jazz vereinte, beeinflusste Generationen von Musikern. Obwohl oft im Schatten des „King“, gilt Moore als einer der wichtigsten Gitarristen der Musikgeschichte und Wegbereiter des Rock ’n‘ Roll.

    Frühe Jahre und musikalische Einflüsse

    Winfield Scott „Scotty“ Moore III wurde am 27. Dezember 1931 in Gadsden, Tennessee, geboren. Als eines von vier Kindern wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf. Schon in jungen Jahren zeigte Moore eine Leidenschaft für Musik, die durch die Einflüsse seiner Familie genährt wurde. Sein Vater spielte Banjo, und Moore selbst begann im Alter von acht Jahren Gitarre zu spielen. Die ländliche Umgebung, in der Moore aufwuchs, war von traditioneller Country-Musik und Blues geprägt, und diese musikalischen Strömungen sollten sich später in seinem Spiel widerspiegeln.

    Scotty Moore nannte Chet Atkins und Merle Travis als frühe musikalische Vorbilder, deren Fingerpicking-Stil ihn stark beeinflusste. Er bewunderte ihre Fähigkeit, Melodie und Bass gleichzeitig auf der Gitarre zu spielen – eine Technik, die er später in seinen eigenen Stil integrierte und weiterentwickelte. Die Musik des Mississippi-Deltas, mit ihren rauen und emotionalen Klängen, prägte ebenfalls seine musikalische Identität. Besonders die Arbeiten von Blues-Künstlern wie B.B. King und T-Bone Walker beeinflussten seine Spielweise stark.

    Mit 18 Jahren trat Scotty Moore der US Navy bei und diente im Koreakrieg, wo er seine musikalische Reise fortsetzte, indem er in verschiedenen Militärbands spielte. Diese Erfahrung half ihm, seine Fähigkeiten als Musiker zu verfeinern und bereitete ihn auf das vor, was kommen sollte: ein Zusammentreffen mit einem jungen Sänger, das die Musikwelt verändern sollte.

    Die Begegnung mit Elvis Presley und die Geburt des Rock ’n‘ Roll

    Nach seiner Rückkehr aus dem Militärdienst zog Moore 1952 nach Memphis, Tennessee, wo er sich der musikalischen Szene der Stadt anschloss. Memphis, bekannt als Schmelztiegel musikalischer Einflüsse, insbesondere Blues, Country und Gospel, erwies sich als perfekter Nährboden für die Entwicklung des Rock ’n‘ Roll. In dieser Zeit trat Moore der Band „Starlite Wranglers“ bei, einer Country-Band, die regelmäßig im lokalen Radiosender WHBQ auftrat.

    Es war im Sommer 1954, als Sam Phillips, der Besitzer von Sun Records, Scotty Moore bat, mit einem jungen Sänger namens Elvis Presley zusammenzuarbeiten. Phillips war von Elvis einzigartiger Stimme fasziniert, war sich jedoch unsicher über seine musikalische Richtung. Er bat Moore, zusammen mit dem Bassisten Bill Black, einige Aufnahmen mit Presley zu machen, um zu sehen, ob sie eine musikalische Chemie entwickeln konnten. Zusammen mit Elvis und Bill entstand die Band „Blue Moon Boys„.

    Blue Moon Boys: Scotty Moore, Elvis, Bill Black
    Die Blue Moon Boys: Scotty Moore, Elvis, Bill Black

    Am 05. Juli 1954 geschah etwas Magisches. Während einer Aufnahmesession in den Sun Studios in Memphis, spielten Scotty Moore und Bill Black eine lockere Version von Arthur Crudups Song „That’s All Right“. Elvis, der bis dahin noch nervös und unsicher wirkte, ließ sich plötzlich von der Energie der Musik mitreißen und begann zu singen. Scotty Moore, dessen Gitarrenspiel mit schnellen, perkussiven Läufen glänzte, ergänzte Elvis Presleys Stimme perfekt. Die Aufnahme wurde als revolutionär angesehen und markierte den Beginn von Elvis‘ Aufstieg zum Ruhm.

    Scotty Moore war von Anfang an nicht nur ein Gitarrist, sondern ein wesentlicher Bestandteil von Elvis’ Sound. Seine Kombination aus Country-, Blues- und Rhythmusgitarren-Elementen gab den Songs eine unverwechselbare Note. Während viele Rock ’n‘ Roll-Stücke dieser Zeit simpel strukturiert waren, fügte Moore Komplexität und Tiefe hinzu, die seine Soli unvergesslich machten.

    Das Sun-Records-Zeitalter und der Aufstieg von Elvis

    Nach dem Erfolg von „That’s All Right“ begann Elvis Presley, begleitet von Moore und Bill Black, häufiger in den Sun Studios aufzutreten. Gemeinsam entwickelten sie einige der bedeutendsten frühen Rock-’n’-Roll-Aufnahmen, darunter „Good Rockin’ Tonight“, „Baby Let’s Play House“ und „Mystery Train“. Moore spielte eine wesentliche Rolle in dieser dynamischen Entwicklung. Sein Spielstil, der Elemente von Blues, Country und Jazz miteinander verschmolz, verhalf Elvis‘ Musik, eine breitere Zuhörerschaft zu erreichen.

    Der berühmte „Sun Sound“, der mit Rockabilly assoziiert wird, wäre ohne Scotty Moore unvollständig. Sein Gitarrenspiel war treibend, doch zugleich präzise, und er brachte einen unverkennbaren Groove in die Musik ein. Moore experimentierte auch mit der Verwendung von Gitarren-Effekten, insbesondere der frühen Verwendung von Delay und Echo, um seinen Sound zu erweitern. Dies war besonders in Songs wie „Mystery Train“ offensichtlich, wo Moore einen „klappernden“, rhythmischen Sound erzeugte, der den Zug imitierte, von dem im Songtext die Rede war.

    Trotz des musikalischen Erfolgs bei Sun Records waren Scotty Moore, Elvis Presley und Bill Black finanziell nicht auf Rosen gebettet. 1955 wechselte Elvis zu RCA Records, was nicht nur seine Karriere auf ein neues Niveau hob, sondern auch die seiner Bandkollegen. Moore blieb ein integraler Bestandteil von Elvis‘ Sound und tourte mit ihm durch das Land, während Presley seinen Status als aufsteigender Stern festigte.

    Die RCA-Jahre und der Durchbruch mit Elvis

    Mit dem Wechsel zu RCA Records kam der Durchbruch. Die erste Aufnahme, die Scotty Moore Moore mit Elvis für RCA machte, war „Heartbreak Hotel“, das Anfang 1956 veröffentlicht wurde. Der Song wurde ein sensationeller Hit und katapultierte Elvis in den Status eines Superstars. Moore’s markante Gitarrenarbeit war entscheidend für den Erfolg des Songs. Sein Solo in „Heartbreak Hotel“ ist minimalistisch und doch prägnant, ein Paradebeispiel für „weniger ist mehr“.

    Im selben Jahr traten Scotty Moore, Bill Black und der neu hinzugekommene Schlagzeuger D. J. Fontana als Elvis‘ feste Band auf. Sie begleiteten ihn auf zahlreichen Auftritten, darunter bei der Radiosendung Louisiana Hayride und in der Ed Sullivan Show, die Millionen von Zuschauern erreichten und Elvis‘ Popularität weiter steigerten. Moore’s Spielweise entwickelte sich weiter, und er blieb stets im Einklang mit der musikalischen Vision, die Elvis und sein Team verfolgten.

    In den folgenden Jahren spielte Scotty Moore auf einigen der größten Hits von Elvis, darunter „Hound Dog“, „Don’t Be Cruel“, „Jailhouse Rock“ und „Blue Suede Shoes“. Sein Gitarrenspiel wurde immer raffinierter, und er experimentierte weiterhin mit verschiedenen Techniken und Sounds, um den Rock-’n’-Roll-Sound weiterzuentwickeln. Während viele Gitarristen dieser Zeit sich auf Geschwindigkeit und Virtuosität konzentrierten, legte Moore mehr Wert auf den Groove und die Melodie, was ihm einen einzigartigen Platz in der Musiklandschaft verschaffte.

    Das Ende der Zusammenarbeit und späte Jahre

    Trotz des unglaublichen Erfolgs, den Moore an der Seite von Elvis erlebte, war das Verhältnis zwischen den beiden nicht immer einfach. Die finanziellen Bedingungen waren ein ständiger Streitpunkt. Während Elvis immer reicher und berühmter wurde, blieben Moore und seine Bandkollegen oft finanziell benachteiligt. Dies führte 1957 dazu, dass Moore kurzzeitig die Band verließ, kehrte jedoch bald zurück, um Elvis bei seiner ersten großen Filmproduktion, Jailhouse Rock, zu unterstützen.

    Die Zusammenarbeit zwischen Scotty Moore und Elvis dauerte bis Anfang der 1960er Jahre. Mit Elvis‘ Fokus auf seine Filmkarriere und die allmähliche Abkehr vom Tourleben wurde auch die Rolle von Moore kleiner. 1968 jedoch kehrte er für das legendäre „68 Comeback Special“ zurück, das als eines der größten Momente in Elvis‘ Karriere gilt. Moore spielte in dieser akustischen Session mit einem lockeren, fast „unplugged“-ähnlichen Format, das Elvis zurück zu seinen Wurzeln brachte. Nach dem Comeback-Special trennten sich Moore und Elvis endgültig.

    In den 1970er- und 1980er-Jahren war Scotty Moore sowohl als Gitarrist als auch als Produzent aktiv und arbeitete mit verschiedenen Künstlern zusammen. 1970 produzierte er Ringo Starrs Soloalbum Beaucoups of Blues und 1975 spielte er auf Carl Perkins‘ Album EP Express. Bis in die späten 1980er-Jahre hinein war Moore auch als Produzent für Musik in zahlreichen Fernsehshows tätig und arbeitete mit Größen wie Dolly Parton, Bob Hope, Perry Como, Johnny Cash und Jerry Lee Lewis.

    1992 kehrte Scotty Moore als aktiver Musiker zu Sun Records zurück und trat seitdem wieder regelmäßig auf. Bei seinen Konzerten, die oft namhafte Gastmusiker anzogen, begleiteten ihn unter anderem Eric Clapton, Keith Richards und Lee Rocker von den Stray Cats. Außerdem nahm er an vielen Tribute-Konzerten zu Ehren von Elvis Presley teil. Im Jahr 2000 wurde Moore in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen und drei Jahre später vom US-Musikmagazin Rolling Stone auf Platz 44 der 100 einflussreichsten Gitarristen gewählt. 2011 stieg er in dieser Rangliste auf Platz 29 auf.

    Scotty Moore verstarb am 28. Juni 2016 im Alter von 84 Jahren in Nashville. Er war dreimal verheiratet und hinterließ einen Sohn und vier Töchter. Seine langjährige Lebensgefährtin, Gail Pollock, war bereits 2015 verstorben.

    Equipment

    Scotty Moore blieb während seiner gesamten Karriere den Vollresonanz-E-Gitarren (Archtops) von Gibson treu. Zu Beginn seiner Arbeit mit Elvis Presley spielte er die frühen Hits auf einer Gibson ES-295 ein, bevor er 1955 auf eine Gibson L-5 umstieg. Zwei Jahre später wechselte er schließlich zur Gibson Super 400. Als Verstärker nutzte Moore zunächst einen Fender-„Tweed“-Champ, wechselte jedoch bald zu einem EchoSonic-Verstärker, der von Ray Butts entwickelt wurde. Der EchoSonic war mit einem eingebauten Bandecho ausgestattet, das den markanten „Slapback“-Klang erzeugte, der besonders in Aufnahmen wie „Mystery Train“ charakteristisch für den Rock-’n’-Roll-Sound war.

    Neben den E-Gitarren besaß Moore auch eine Gibson J-200 Jumbo-Akustikgitarre, die jedoch meistens von Elvis selbst gespielt wurde. In den späten 1980er-Jahren erhielt Moore von Chet Atkins dessen persönliches Gibson-Signature-Modell, das er fortan häufig verwendete. Für sein Comeback griff er auf seinen alten EchoSonic-Verstärker zurück und verwendete zusätzlich einen Fender Dual Professional.

    Einfluss auf die Gitarrenwelt und Vermächtnis

    Die Bedeutung von Scotty Moore für die Entwicklung der Rockmusik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Während Elvis Presley oft als Gesicht des Rock ’n‘ Roll angesehen wird, war Moore die Hand, die die Gitarre hielt und das Rückgrat vieler seiner größten Hits bildete. Moore’s Spielweise war geprägt von einem fließenden Mix aus verschiedenen Genres, der es ihm ermöglichte, die frühe Rockmusik sowohl rhythmisch als auch melodisch auf eine neue Ebene zu heben.

    Moore inspirierte unzählige Gitarristen, darunter einige der bekanntesten Namen der Rockgeschichte. Keith Richards von den Rolling Stones erklärte einmal, dass er ohne Moore „nicht wüsste, wie man Rock-’n’-Roll-Gitarre spielt“. Auch Jimmy Page, Jeff Beck und George Harrison nannten Moore als eine ihrer wichtigsten Einflüsse. Sein cleaner, twangy Sound und seine Fähigkeit, komplexe Melodien in den Rhythmus zu integrieren, machten ihn zu einem Vorbild für viele Gitarristen, die den Rock ’n‘ Roll prägten.

    Scotty Moore wurde 2000 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen – eine späte, aber verdiente Anerkennung für seine Beiträge zur Musikgeschichte. Moore selbst blieb bescheiden über seine Rolle in der Rockmusik und betonte immer, dass er einfach versuchte, die Songs so gut wie möglich zu spielen und das Beste aus seiner Gitarre herauszuholen.